Karl Denke (Abb.18), geboren am 12.August 1870 in Oberkunzendorf bei Münsterberg,
wohnte seit 1880 in Münsterberg in der Teichstraße 10. Denke war ein “kleiner kräftiger
Mann mit gepflegtem Schnurrbart, etwa sechzig Jahre alt, das schüttere Haar
ergraut”(www.serienkiller.de). Am Sonntag, dem 21. Dezember 1924, klingelte der
Wanderarbeiter Vincenz Olivier an der Tür von Denkes Wohnung. Er bat um etwas Geld
und um etwas Essen. Denke lud ihn daraufhin in seine Wohnung ein, da er gerade am
Mittagstisch saß. Olivier wurde von Denke gefragt, ob er lieber gepökeltes oder gekochtes
Fleisch bevorzuge. “ Man kann sich seine Überraschung und Vorfreude vorstellen, wenn
man bedenkt, dass ein Kilo Fleisch in den Zeiten der grenzenlosen Inflation mindestens
eine Milliarde kostet” (Haberland, 130). Nach dem Essen bat Denke Oliviers, ob er ihm
beim Schreiben eines Briefes behilflich sei, da dies ihm aufgrund seines Gelenkrheumas
schwer fiele. Olivier willigte ein und Denke reichte ihm Papier und einen Stift. Denke
begann zu diktieren : “Adolf, du dicker Wanst...” (Pfeiffer 1997, 128)
er hinter Olivier auf und ab. Olivier hielt es für einen Scherz und drehte sich um, als im
selbigen Moment eine Spitzhacke auf ihn niedersauste und ihn an der Schläfe traf. Er
sprang auf und riss Denke die Hacke aus der Hand und rannte zur Tür. Im Treppenhaus
eilten ihm zwei junge Männer zu Hilfe, die seine Schreie aus Denkes Wohnung gehört
hatten. Olivier berichtete ihnen von Denkes Mordversuch und zeigte ihnen die Spitzhacke.
Die Männer glaubten ihm nicht. Sie meinten:”Papa Denke sei ein braver Mann, der tue
keiner Fliege was zuleide.” (Haberland, 131). Karl Denke war auf so einen Fall vorbereitet,
er erklärte den Männern, er habe den Bettler essen gegeben und dieser wollte ihn nachher
bestehlen. Denke sagte, er musste sich mit der Spitzhacke wehren. Die Männer glaubten
Denke und schleppten Olivier zur örtlichen Polizeistation. Vincenz Olivier wird wegen
Betteln und Landstreicherei angeklagt und vor Gericht gestellt. Olivier überzeugte nach
langen Unschuldsbeteuerungen den Richter von seiner Unschuld. Karl Denke wird
festgenommen. Er wurde wenige Stunden nach seiner Verhaftung tot in seiner Zelle
aufgefunden. Denke hat sich mit einer Schlinge, die er aus seinen Hosenträgern gemacht
hat, am Fenstergitter erhängt. Die Polizei untersuchte seine Wohnung. Durch seinen
Freitod blieb es ihm erspart, mit den Funden in seiner Wohnung konfrontiert zu werden.
“Was die Beamten dort entdecken mussten, waren mehrere Fässer voller gepökeltem
Fleisch. In anderen Kübeln war das noch rohe Fleisch als die Brust und das Gesäß eines
Mannes zu erkennen. In verschiedenen Töpfen schwamm Fett. Dazu wurde ein Beil
gefunden und eine Säge, mehrere Fleischmesser, eine Waage, etliche Kleidungsstücke
unterschiedlichster Größen, verschiedene Ausweise von Wanderarbeitern und registrierten
Bettlern und ein Notizbuch, in dem Karl Denke insgesamt dreißig Mordtaten penibel mit
Tatzeiten, Namen, Berufen, Geburtsdaten und Gewicht der Opfer notiert”(Haberland, 132).
Die Liste begann mit dem Namen Ida Launer, am 21.02.1903, eine der vier Frauen die
Denke geschlachtet, verarbeitet, gegessen und wahrscheinlich auch auf dem Breslauer
Wochenmarkt verkauft hat. Die Nr.30 der Liste war Kaspar Hubalek am 20.04.1924. Als
letzten Eintrag der Liste wurde Vincenz Olivier geführt, sein Name wurde von Denke
bereits eingetragen. Desweiteren wurde in der Wohnung 420 menschliche Zähne gefunden,
die Denke in zwei Blechbüchsen aufbewahrte. Es wurde zweifelsfrei festgestellt, dass es
sich ausnahmslos um menschliche Überreste handelt. Insgesamt wurden in Denkes
Wohnung 480 männliche Körperteile, ausgekochte Knochen, Rippen und Schädel
gefunden.
Es wurden Zeugen ermittelt die berichten konnten, das Denke Unmengen von Fleisch zu
sich genommen hat, obwohl sich die meisten Leute in der Zeit keines mehr leisten konnten.
Einige erklärten, sie haben Denke öfters Eimer voller Blut in den Gully schütten sehen und
sie hätten beobachtet, wie er riesige Fleischmengen in den Schuppen, hinterm Haus,
geschafft hatte.
Zahlreiche Psychoanalytiker beschäftigten sich mit dem Phänomen des Kannibalismus und
mit der Frage, warum ein netter alter Mann, wie Denke, zu einem solchen Kannibale wird.
Dr. Pietrusky vermutet in Denke einen debilen Psychopathen mit sexueller Perversion,
welches er damit begründet, das Denke Hautstücke mit Brustwarzen und der Schamgegend
aus seinen Opfern schnitt. Dies Ritual diente vermutlich dazu, seine Überlegenheit zu
verdeutlichen und um sein fetischistisches Verlangen zu befriedigen. Auf der anderen Seite
konnte er sich so stets und ständig an seine längst verspeisten Opfer erinnern und sie
blieben ihn immer gegenwärtig. Dr. Pietruskys Bericht, über Denke endete mit folgenden
Worten: “Hier der duldsame, friedfertige, gutmütige alte Sonderling, dort die mordgierige
Bestie. Unter der Oberfläche feierten Gefühle und Gedanken Orgien. Menschen zu
Dutzenden werden gemeuchelt, wie Tiere ausgeschlachtet, gewogen, zerteilt und gegessen,
aus der Haut werden Hosenträger und Riemen angefertigt und getragen, genaue Listen
über das Gewicht der Opfer werden angelegt, die Zahlen wie zur Unterhaltung geordnet
und addiert, Zähne zu Hunderten gesondert und wie Spielmarken aufgehoben ... Nach
allem aber werden wir in Denke nicht das verabscheuungswürdige Ungeheuer sehen
müssen, sondern einen Unglücklichen, der nach ehernen Gesetzen seines Daseins Kreise
vollenden mußte” (Pfeiffer 1997, 130).