Der Seriengesinnungsmörder begeht Morde aus verschiedensten Motiven. Er zieht daraus
keine persönlichen Vorteile wie Geld, sexuelle Erfüllung oder Nervenkitzel.
Es sind meistens religiöse, ideologische oder ethnische Gründe, die ihn zu seinen Taten
drängen. Oft arbeiten Gesinnungsmörder in Pflegeberufen z.B. als Ärzte oder
Krankenschwestern. Gesinnungsmörder denken, dass sie ihren Mitmenschen einen Dienst
erweisen, wenn sie bestimmte Personen umbringen. Sie reden eher vom Erlösen als vom
Töten. Bei dieser Art von Mördern ist es besonders schwer, ihnen auf die Spur zu kommen,
weil ihre Morde oft kein Muster besitzen und wahllos entschieden werden. Zudem fällt
nicht jeder Mord auf, da Ärzte und Pfleger im Krankenhaus oder auf der Intensivstation
arbeiten. An diesen Orten sterben viele Menschen und somit ist es für Ermittler nahezu
unmöglich, einem Arzt oder Pfleger Morde nachzuweisen. Im Schnitt kann ein
Gesinnungsmörder 17 Personen töten, ehe ihn die Polizei erstmals verdächtigt. Ein
bekannter Gesinnungsmörder ist Harold Shipman. Harold Frederick Shipman (Abb.5),
auch bekannt als Doktor Tod wurde am 14.Januar 1946 in Nottingham geboren und starb
am 13. Januar 2004 im Gefängnis von Wakefield. Seine Mutter vermittelte ihm früh das
Gefühl der Überlegenheit, die sein Leben beeinflusste. Diese Überlegenheit bestimme
Shipmans späteren Beziehungen und sorgten dafür, dass er als arrogant angesehen wurde.
Seine Mutter erkrankte 1960 an Lungenkrebs und Harold überwachte ihren
Gesundheitsstand und versorgte sie. Dabei fiel ihm der positive Effekt auf, den die
Anwendung von Morphium verursachte. Als seine Mutter am 21. Juni 1963 ihrem Leiden
erlag, war Shipman sehr depressiv. Für ihn war nun klar, dass er eine Medizinische
Laufbahn einschlagen wollte. Er bewarb sich an der Universität in Leeds, studierte und
begann ein Praktikum in einem Krankenhaus. 1965 lernte er Primrose kennen und heiratete
sie wenige Monate später. Zu diesem Zeitpunkt war sie erst 17 Jahre alt, Shipman 19. 1974
wurde er zum zweiten Mal Vater und arbeitete in einer Arztpraxis in Yorkshire. Dort lebte
seine Faszination und Begeisterung für Schmerzmittel wieder auf und er wurde abhängig.
Shipman fälschte Rezepte und verschaffte sich somit große Mengen an Morphium. 1975
ertappte ihn einer seiner Kollegen und Shipman musste eine Entziehungskur durchführen
und eine kleine Geldstrafe zahlen. Einige Jahre später, 1978, wurde er im Donneybrook -
Krankenhaus in Hyde ( Manchester) aufgenommen. Er wurde schnell als hart arbeitender
Arzt angesehen und erarbeitete sich das Vertrauen seiner Patienten und seiner Kollegen.
Seine überlegene Art, die ihn trotzdem noch prägte, ließ ihn aber auch arrogant wirken.
Fast 20 Jahre lang arbeitete Harold Shipman in diesem Krankenhaus und tötete mindestens
215 Menschen. Seine Opfer waren alte Menschen, die nur leichte Beschwerden hatten.
Niemand schöpfte Verdacht, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass alte Menschen sterben.
Die Ermittler verdächtigten Shipman erst, als er 1998 ein Testament einer 81-jährigen
Patientin fälschte und sich als Alleinerben eintrug. Die Tochter der 81- jährigen hatte
bemerkt, dass etwas mit diesem Testament nicht stimmen konnte und alarmierte die
Polizei. Der Körper der Toten wurde nochmals untersucht und man stellte eine Überdosis
an Morphium fest, welches ihr vor kurzem verabreicht worden war. Shipman hatte
Altersschwäche als Todesgrund angegeben. Der Polizei war sofort klar, dass dieser Fall
weit über einen Mord hinausgehen würde. Als die Polizei wenig später dutzende von
Leichen auf dem Friedhof ausgrub und immer wieder eine Überdosis Morphium als
Todesursache festgestellt wurde, war Shipman überführt. Seine über 3000 Patienten
glaubten weiterhin an seine Unschuld und schickten hunderte von Karten und Grüßen in
seine Praxis. Shipman wurde im Januar 2000 wegen Mordes an 15 Patientinnen zu 15 Mal
lebenslanger Haft verurteilt. Das Motiv ist bis heute unklar. Geldgier war es in einem
einzigen Fall. Offenbar verhalfen ihm die Taten zu einem Gefühl der absoluten Kontrolle,
dieses Überlegenheitsgefühl, das ihm seine Mutter schon in der Kindheit mit auf dem Weg
gab. Bis zum Schluss beteuerte Harold Shipman, nichts Unrechtes getan zu haben.
Insgesamt starben während der medizinischen Behandlungen von Shipman 459 Personen.
Die genaue Zahl ist unklar. Neueren Erkenntnissen zufolge ist er großer Wahrscheinlichkeit
nach für 250 Morde verantwortlich. Shipman erhängte sich einen Tag vor seinem 58.
Geburtstag im Gefängnis von Wakefield.