Werner Pinzner (Abb.7) zählt zu den sogenannten Auftragsmördern. Er wurde 1947 in
Hamburg-Bramfeld geboren. Pinzner war der Sohn eines Rundfunkmechanikers und der
Filialleiterin eines Supermarktes. Die Schule hatte er abgebrochen. Im Jahre 1964 fuhr
Pinzner zur See. Zwei Jahre später arbeitete er für einige Wochen als Fahrer. Hiernach fuhr
er nochmals kurz zur See und lernte seine erste Frau kennen. Im Jahre 1970 wurde er zu
einer kurzen Freiheitsstrafe verurteilt. Ein Jahr später wurde seine Tochter geboren. Werner
Pinzner arbeitete danach als Gerüstbauer, Fliesenleger und Schlachter. Im Jahre 1975
beteiligte er sich an einem Überfall auf einen Supermarkt. Dabei wurde der Leiter des
Supermarktes erschossen. Im September 1975 wurde Pinzner festgenommen und zu einer
zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Bevor es zur Verurteilung kam, lernte er seine zweite
Frau Jutta kennen. Er saß neun Jahre der Strafe in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel ab.
Danach wurde er zum offenen Vollzug in die Justizvollzugsanstalt nach Vierlande verlegt.
Während er dort war lernte Pinzner Personen kennen, die eine gewisse Bedeutung im
Rotlichtmilieu von Hamburg Sankt-Pauli hatten. Pinzner kam auch mit Drogen in Kontakt.
Während des offenen Vollzugs konnte er sich einen Revolver beschaffen. Diesen hatte er in
seinem Schließfach im Gefängnis hinterlegt. Im Juni 1984 beteiligte er sich als Freigänger
mit zwei Komplizen aus dem Umfeld des Rotlichtmilieus an einem Raubüberfall auf einen
Geldboten. Im Folgemonat beging Pinzner seinen ersten Auftragsmord. Im Juli 1984
wurde Pinzner aus dem offenen Vollzug entlassen. Innerhalb von 14 Monaten erfolgten
mehrere Auftragsmorde. Pinzner wurde als Auftragsmörder im Rotlichtmilieu tätig. Sein
Auftraggeber war vor allem ein Zuhälter mit dem Spitznamen Wiener-Peter. Seinen ersten
Auftragsmord beging Pinzner am 7. Juli 1984. Die Exfrau von Jehuda Arzi (ehemaliger
Bordellbesitzer) und dessen Tochter baten Pinzner darum, Arzi zunächst einen Finger
abzuschneiden. Damit sollte er Arzi einschüchtern. Dieser hatte seine Exfrau und seine
Tochter mit deren Vergangenheit als Bordellbesitzerin erpresst. Pinzner erklärte, dass er
Arzi für 40000 DM töten würde. Zusammen mit einem Komplizen begab er sich nach Kiel
und erschoss Arzi. Aus Mangel an Beweisen konnte Pinzner nicht überführt werden. Ein
weiteres Opfer war Peter Pfeilmaier, genannt Bayern-Peter. Dieser war Teilhaber mehrerer
Bordelle. Diese Clubs dienten dem illegalen Glücksspiel, dem Konsum von Kokain durch
die Mitglieder und der Organisation des Rauschgifthandels. Pfeilmaier entwickelte sich zu
einem wirtschaftlichen Risiko für seinen Partner, da er zunehmend seinen eigenen
Kokainkonsum betrieb und sich geschäftsschädigend im Bordell verhielt. Pinzner wurde
mit der Ermordung Pfeilmaiers beauftragt. Am 12. September 1984 wurde Pfeilmaier mit
einem Kopfschuss getötet. Weitere Opfer waren Dieter Traub sowie Waldemar Dammer
und Ralf Kühne. Am 15. April 1986 wurde Pinzner verhaftet. Zwei Prostituierte hatten
konkrete Aussagen zu Pinzner gemacht. In der ersten Vernehmung gab Pinzner zu, dass er
acht Morde begangen hatte. Dem Staatsanwalt erzählte er später, dass er elf Menschen
getötet habe und zur Aussage bereit wäre. Seine Bedingung war allerdings, dass er noch
einmal einen ungestörten Tag mit seiner Frau Jutta verbringen dürfe. In mehreren
Vernehmungen sollte Pinzner zu fünf Morden Angaben machen und zu den Strukturen im
Rotlichtmilieu St. Pauli aussagen. Pinzner wurde am 29. Juli 1986 in das alte Hamburger
Polizeipräsidium gebracht. Die Anwesenden waren Pinzner, seine Frau Jutta, seine
Rechtsanwältin, zwei Polizeibeamte, eine Schreibkraft und der Staatsanwalt Wolfgang
Bistry. Mithilfe der Rechtsanwältin hatte Pinzners Frau Jutta eine Schusswaffe (Abb.8) ins
Polizeipräsidium geschmuggelt. Diese ergriff Pinzner und erschoss den Staatsanwalt
Bistry. Die Polizeibeamten konnten den Raum verlassen und Pinzner verbarrikadierte die
Tür. Er telefonierte mit seiner Tochter und erschoss dann seine Frau Jutta und schließlich
sich selbst (Abb.9). Der Anwältin wurde später der Prozess gemacht. Sie wurde wegen
Beihilfe zum Mord zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Ihre Zulassung zur
Rechtsanwältin wurde ihr vorübergehend entzogen. Umfangreiche Ermittlungen erfolgten,
um die Hintermänner der Tat zu fassen. Deshalb untersuchte die Polizei das Büro der
Rechtsanwältin. Gleichzeitig führten im Dezember 1986 etwa 350 Polizeibeamte und
mehrere Staatsanwälte eine Großrazzia in Hamburg, Ahrensburg, Braunschweig und auf
Mallorca durch. Dabei kam es zu drei Verhaftungen und mehreren Festnahmen. Im Jahre
1989 wurden der Auftraggeber Wiener-Peter und zwei Komplizen von Pinzner zu
lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Im Februar 2000 wurde der Auftraggeber nach
Österreich ausgewiesen. Der Fall Pinzner erregte erhebliches öffentliches Aufsehen. Sein
Fall wurde Bestandteil einer Ausstellung der bekanntesten Kriminalfälle der Hamburger
Kriminalgeschichte. (vgl. www.wikipedia.org)