Gesche Margarethe Gottfried (geb. Timm; Abb.10) wurde am 6. März 1785 in Bremen
geboren. Sie gilt als die bekannteste Giftmörderin der deutschen Kriminalgeschichte.
Gesche Gottfried brachte im Laufe ihres Lebens 15 Menschen mit Arsen (Arsenik) um.
Ungefähr 19 weitere Bekannte hatten Gesche Gottfrieds Attacken nur knapp überlebt. Ihre
Opfer waren unter anderem ihre Eltern, ihre Kinder und ihre Ehemänner. Sie gehört
deshalb in die Kategorie der Beziehungsmörder. Gesche Gottfried wuchs, zusammen mit
ihrem Zwillingsbruder Johann, in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihr Vater war Schneider
und ihre Mutter Wollnäherin. Im Jahre 1806 heiratete sie den wohlhabenden Sattelmeister
Johann Miltenberg. Durch ihn gelang ihr der Aufstieg in großzügige und gutbürgerliche
Verhältnisse. Die Ehe von Gesche und Johann verlief nicht glücklich. Johann Miltenberg
war ein Trinker und führte ein äußerst liederliches Leben in Kneipen und Bordellen.
Gesche Gottfried lernte durch Johann ihren späteren Liebhaber, den Weinreisenden
Michael Christoph Gottfried, kennen. Sie heiratete ihn nach Miltenbergs Tod im Jahre
1813. Durch die Heirat mit Michael Christoph Gottfried begann auch ihre Mordserie. Es
wurde viel darüber spekuliert, welche Ursachen die junge Frau veranlassten zu töten. Das
Rätsel ist bis heute nicht gelöst. Im Jahre 1813 vergiftete Gesche Gottfried ihren Ehemann
Johann Miltenberg. Zwei Jahre später, im Jahre 1815, fielen ihr fünf Menschen zum Opfer.
Ihre Mutter Gesche Margarethe Timm tötete sie am 2. Mai, die dreijährige Tochter Johanna
am 10. Mai, ihre sechsjährige Tochter Adelheid am 18. Mai, den Vater Johann Timm am
28. Mai und schließlich den fünfjährigen Sohn Heinrich am 22. September. Ihr
verschollener Zwillingsbruder Johann kehrte im Jahre 1816 nach Bremen zurück. Johann
forderte seinen Anteil an den elterlichen Hinterlassenschaften. Daher tötete Gesche
Gottfried auch ihn am 1. Juni 1816 mit einer Portion gekochten Schellfisches. Diesen hatte
sie zuvor mit Arsen vergiftet. Die schon lang andauernde Affäre mit Michael Christoph
Gottfried zeigte bereits Folgen. Gesche Gottfried wurde wieder schwanger. Michael
Christoph Gottfried zögerte jedoch Gesche Gottfried zu heiraten. Deshalb erhielt auch er
mehrmals Gift. Er wurde von ihr liebevoll gepflegt und deshalb ehelichte er sie auf dem
Totenbett. Am 5. Juli 1817 starb er. Er war bereits das siebte Mordopfer. Ihr gemeinsames
Kind kam wenige Wochen später tot zur Welt. Ihre Giftvorräte waren daraufhin erst einmal
erschöpft. Es kehrte nun einige Jahre Ruhe in ihr Leben ein. Im Jahre 1821 vermietete
Gesche Gottfried ihr Haus an der Pelzerstraße 37 und mietete sich in einigen anderen
Zimmern ein. Allerdings blieben die Geldsorgen. Deshalb musste sie ihr Haus verkaufen
und lernte dabei den Modewarenhändler Paul Thomas Zimmermann kennen. Diesen
vergiftete sie im Jahre 1823, noch vor ihrer Heirat. Zimmermann bedachte sie jedoch in
seinem Testament. Gesche Gottfried zog im Jahre 1824 zurück in ihr altes Haus in die
Pelzerstraße. Ihre langjährige Freundin, die Musiklehrerin Anna Meyerholz vergiftete sie
am 21. März 1825. Ihr nächstes Opfer war Johann Mosees. Dieser war zu diesem
Zeitpunkt ihr Freund. Er starb an einer Arsen-Vergiftung. Gesche Gottfried plagten jedoch
immer noch Geldnöte. Deshalb musste sie ihr Haus wieder verkaufen. Dieses wurde von
dem Rademachermeisterehepaar Wilhelmine und Johann Christoph Rumpff erworben.
Gesche Gottfried konnte sich ein Wohnrecht ausbedingen. Gesche Gottfried vergiftete die
Dame des Hauses. Daraufhin machte Gesche Gottfried Rumpff einen Heiratsantrag, den
dieser ablehnte. Gesche Gottfried versuchte auch ihn zu vergiften. Dies jedoch misslang.
Gesche Gottfrieds nächste Opfer waren die langjährige Freundin Beta Schmidt und deren
dreijährige Tochter. Das Kind starb am 13. Mai 1827. Die Mutter folgte zwei Tage später.
Gesche Gottfried trat wenige Wochen danach eine Reise nach Hannover an. Der
Beschlagmeister Friedrich Kleine forderte von Gesche Gottfried entliehenes Geld zurück
Da sie das Geld nicht aufbringen konnte vergiftete sie Kleine am 24. Juli 1827 (als 15. und
letztes Todesopfer). Gesche Gottfried kehrte danach zurück an die Weser. Eines Tages
entdeckte Rumpff in einem Schinken kleine weiße Körner, die er untersuchen ließ. Der
Arzt stellte fest, dass in diesem Schinken eine erhebliche Menge an Arsen war. Daraufhin
wurde Gesche Gottfried am 6. März 1828 verhaftet und kam ins Detentionshaus am
Ostertor. Dort wurde sie jahrelang regelmäßig verhört. Sie wurde in ihrem Verfahren zum
Tod durch das Schwert verurteilt. Die abgemagerte und früh gealterte Gesche Gottfried
wurde am 21. April 1831 mit einem Pferdewagen vom Gefängnis abgeholt und zum
Domshof gefahren. Dort warteten bereits 35000 Zuschauer. Kurze Zeit später beendete der
Scharfrichter das Leben der Gesche Margarethe Gottfried. Ihr Kopf wurde der vollkommen
still gewordenen Menschenmenge zu allen Seiten gezeigt. Der Stuhl mit dem Körper
wurde umgestoßen und der Leichnam in einen bereitgestellten Sarg gebettet und dann zum
Gefangenenhaus zurückgebracht. Gesche Gottfrieds Kopf wurde in Spiritus eingelegt und
im Museum, zugunsten eines Waisenhauses, ausgestellt. Ihr Skelett wurde zunächst in
einem Schrank aufbewahrt. Im Jahre 1912 befand es sich im Pathologischen Institut der
Städtischen Krankenanstalt. Es verbrannte während des Zweiten Weltkrieges. Der Kopf
von Gesche Gottfried gilt seit 1913 als verschollen. (vgl. Newton 2009, 168f; www.serienkiller.
com)
Jeanne Weber
Jeanne Weber (Abb.11), auch die Menschenfresserin von Goutte d’Or genannt, wurde im
Jahre 1875 in einem kleinen Fischerdorf in Nordfrankreich geboren. Im Alter von vierzehn
Jahren ging Weber nach Paris. In Paris nahm sie verschiedene niedere Arbeiten an. Im
Jahre 1893 heiratete sie Marcel Weber. Dieser hatte drei Brüder namens Pierre, Leon und
Charles. Sie lebten in der Goutte d’Or, einer engen Passage in den Slums von Montmartre.
Weber hatte mit Marcel drei Kinder, aber zwei von ihnen hatte sie bereits verloren. Am 2.
März 1905 wurde sie von Pierres Frau gebeten, auf deren zwei Kinder, Georgette und
Suzanne, aufzupassen. Die 18 Monate alte Georgette wurde plötzlich krank und starb. Sie
war blau angelaufen und hatte Schaum vorm Mund, aber dies wurde von dem
untersuchenden Arzt ignoriert. Es fiel keinerlei Verdacht auf Jeanne Weber und so durfte
sie am 11. März wieder Kinder hüten. Pierre und seine Frau baten Weber, auf Suzanne
aufzupassen. Diese überlebte den Besuch nicht. Auch Suzanne war blau angelaufen und
hatte ebenfalls Schaum vorm Mund. Der Arzt führte den zweiten Todesfall auf
unerklärbare Krämpfe zurück. Marcel Webers Bruder ließ am 25. März 1905 seine Tochter
Germaine in Jeanne Webers Obhut. Seine siebenjährige Tochter Germaine erlitt plötzlich
einen Würgeanfall mit roten Malen auf ihrem Hals. Das Kind überlebte den Anfall. Am
nächsten Tag passte Jeanne Weber wieder auf Germaine auf. Germaine überlebte den
Besuch von Weber nicht. Die Todesursache war angeblich Diphterie. Vier Tage später starb
Webers siebenjähriger Sohn Marcel. Bei ihm wurde auch Diphterie als Todesursache
angegeben. Die Würgemale wurden erneut ignoriert. Jeanne Weber lud am 5. April 1905
zwei ihrer Schwägerinnen zum Essen ein. Sie blieb mit ihrem zehnjährigen Neffen
Maurice zu Hause, während die beiden Frauen einkaufen gingen. Die Beiden kehrten
jedoch früher als erwartet zurück. Sie fanden Maurice mit roten Flecken am Hals nach Luft
schnappend auf dem Bett. Jeanne Weber stand nur daneben. Die Frau von Charles Weber
bezichtigte Jeanne Weber, sie habe ihren Sohn zu erwürgen versucht. Sie brachte ihren
Sohn Maurice ins Hospital Brétonneau, wo er von Dr. Saillant untersucht wurde. Als der
Doktor die Flecken am Hals untersuchte und sie zweifelsfrei als Würgemale identifiziert
hatte, rief er die Polizei. Der Inspektor Coiret fand schnell heraus, dass schon drei Jahre
zuvor zwei von Jeanne Weber betreute Kinder, Lucie Alexandre und Marcel Poyatos, an
Atemnot gestorben waren. Jeanne Weber wurde angeklagt und am 29. Januar 1906 begann
ihr Verfahren. Von der Staatsanwaltschaft wurde Weber wegen acht Morden angeklagt
(unter anderem an ihren drei Kindern). Die Geschworenen zögerten jedoch, einer
trauernden Mutter das Schlimmste zu unterstellen. Sie wurde deshalb am 6. Februar
freigesprochen. Am 7. April 1907 wurde ein Arzt aus der Stadt Villedieu zum Haus des
Bauern Bavouzet gerufen. Der Arzt wurde an der Tür von der Kinderfrau Madame
Moulinet begrüßt. Sie führte ihn zum Bett des neunjährigen Auguste Bavouzet, der darin
tot mit Druckstellen am Hals lag. Die Todesursache waren angeblich Krämpfe. Der Arzt
änderte jedoch seine Diagnose am 4. Mai, als sich Madame Moulinet als Jeanne Weber
herausstellte. Sie wurde festgenommen, jedoch im Dezember wieder freigelassen, nachdem
eine zweite Autopsie den Tod des Jungen auf Typhus zurückführte. Weber verschwand
daraufhin. Sie tauchte als Pflegerin in einem Kinderkrankenhaus in Faucombault wieder
auf. Danach arbeitete sie in dem Kinderheim von Orgeville. Dieses wurde von Freunden
geführt. Sie war dort, unter dem Namen Marie Lemoine, weniger als eine Woche tätig, weil
sie dabei ertappt wurde, wie sie ein Kind würgte. Der Vorfall wurde jedoch vertuscht.
Weber wurde in Paris wegen Landstreicherei festgenommen. Kurze Zeit später wurde sie
in die psychiatrische Anstalt von Nanterre gesteckt, doch die dortigen Ärzte erklärten sie
für nicht geisteskrank. Sie entließen Jeanne Weber. Weber kam danach mit der Prostitution
in Kontakt. Dabei lernte Weber ihren Lebensgefährten kennen. Im Jahre 1908 ließ sich das
Paar in einem Gasthof in Commercy nieder. Weber fand man kurze Zeit später, wie sie den
Sohn des Besitzers, den zehnjährigen Poirot, mit einem blutigen Taschentuch erwürgte. Mit
drei Faustschlägen ins Gesicht brachte der Vater des Kindes Weber dazu den leblosen
Körper loszulassen. Sie wurde wegen neuer Morde angeklagt. Am 25. Oktober 1908 wurde
Weber für geisteskrank erklärt und in die Irrenanstalt von Mareville gebracht. Dort
überlebte Jeanne Weber nur zwei Jahre, ehe sie sich 1910 mit bloßen Händen selbst
erdrosselte. (vgl. Newton 2009, 499ff; www.serien-killer.com)